Geschichte

Die Sage vom Heiligen Dionysius

Die Dionysiuskirche trägt seit 1477 offiziell den Namen des Schutzheiligen. Es gab schon lange vorher ein Gotteshaus an dieser zentralen Stelle in Lehe. Alte Quellen und eine Ausgrabung in der Kirche aus dem Jahre 1975 belegen, dass an diesem Ort um 1100 eine steinerne, turmlose Wehrkirche im romanischen Stil erbaut wurde. Der Hauptaltar war zunächst dem Heiligen Jakobus gewidmet. Außerdem gab es zwei Nebenaltäre für die Jungfrau Maria und den Heiligen Antonius. Die Sage um den Heiligen Dionysius und der marode Zustand der Nachbarkirche führten 1477 zum Patronatswechsel.

Der Heilige Dionysius war der erste christliche Bischof von Lutetia, dem späteren Paris. Es gilt als Apostel der Gallier und Schutzpatron des fränkischen Reiches. Er starb in 3. Jahrhundert auf dem Montmartre den Märtyrertod. Der Legende nach soll Dionysius sein abgeschlagenes Haupt in die Hände genommen haben, um es vom Richtplatz an die Stätte zu tragen, wo er begraben sein wollte. Heimlich wurde die Leiche der Überlieferung nach auf einem Friedhof nördlich von Paris beigesetzt. Die Begräbnisstätte wurde zum Wallfahrtsort St. Denis. Im Chor der heutigen Kathedrale befindet sich der Reliquienschreien des Heiligen Dionysius. Seine Gebeine soll Karl der Große bei Feldzügen mitgeführt haben – auch bis in den hohen Norden.

Sakristeistuhl

Dionysius wurde zu einem der 14 heiligen Nothelfer, die schon seit dem 9. Jahrhundert verehrt wurden. Im religiösen Leben des Mittelalters spielten sie eine große Rolle. So galt Dionysius als Heiler bei Kopfleiden und Kopfverletzungen.

„Die Tradition sagt, dass der Heilige Dionysius am südlichen Ende des Fleckens enthauptet und hierauf von dem Platz seiner Enthauptung mit seinem abgehauenen Kopfe in der Hand bis zu dem Orte gelaufen sei, wo der jetzt eingegangene Armenfriedhof, Klushof genannt, sich befindet“, heißt es im Lagerbuch der reformierten Gemeinde. Eine alte Sage aus dem Ort Bramel besagt, dass die Bauern schon vor 1100 zu einer Dionysiuskapelle am Klushof im Bereich der heute gleichnamigen Straßen zogen, weil es keine andere Kapelle oder Kirche in der Gegend gegeben haben soll. Ganz in ihrer Nähe stand noch bis 1750 ein Heiliges Kreuz an der Stelle, an der heute noch ein 1887 errichteter Grabstein mit der Inschrift „Grabstätte des heiligen Dionysius“ steht.

 Dionysius-Grabstein von 1887 aus der Dionysiusstraße

So waren ab 1100 Jakobus und Dionysius gemeinsam die Schutzheiligen des damals noch katholischen Kirchenspiels Lehe. Nach ihnen sind heute noch zwei Straßen benannt. Das älteste vorhandene Kirchensiegel aus der Zeit um 1350 und das alte Leher Wappen – eine Kopie befindet sich als Schnitzerei in einem Stuhl der Sakristei – zeigen die beiden nebeneinander. Jakobus, der als Patron der Händler und Seefahrer gilt, steht links. Er hat den Pilgerstab in der Hand und am Kopf eine Muschel – ein altes Mariensymbol und Symbol des Grabes Jesu. Dionysius hält in der rechten Hand den grünenden Stab des Lebens und gemäß der Legende in der linken das abgeschlagene Haupt.

Weil die alte Dionysius- oder auch Kluskapelle baufällig wurde, war bereits um 1250 in der Alten Kirche ein weiterer Altar hinzugekommen, der dem Dionysius geweiht wurde. Dort erst 1477 erfolgte der Patronatswechsel, so dass der Schutzheilige fortan zu ihrem Namensgeber wurde. Auf einem Bild des kursächsischen Hofmalers und Geographen Wilheilm Dilich aus dem Jahre 1604 über den „vornehmen Flecken Leeh“ ist außerhalb des von Wall und Graben umgebenen Ortes in der Mitte weithin sichtbar die Dionysiuskirche zu sehen.

Bild des Hofmalers Wilhlem Dilich aus dem Jahre 1604

Das Altarkreuz der Dionysiuskirche

Das Altarkreuz wurde 1963 von dem Bremerhaven Künstler Gerhard Olbrich geschaffen. Es ist 40 Zentimeter breit und 73 Zentimeter hoch. Seine Grundform besteht aus fünf farbig emaillierten Platten, auf denen sich der bronzene Corpus und das INRI erheben. Symbolisch steht es dafür, wovon die Gottesdienst Agenda auf dem Altar spricht: „Und ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden“ (Apg. 4,12).

Altarkreuz